Hast du auch das Gefühl, dass sich dringend etwas ändern muss? Du bist genervt und Kleinigkeiten bringen dich zum ausflippen? Deine Kinder können dir nichts recht machen und du bist mit deinen Nerven am Ende? Ihr streitet nur noch und findet keine Lösung mit der alle Familienmitglieder zufrieden sind?
Probiere doch mal, die Konflikte in der Familie mit der Familienkonferenz von Gordon zu lösen.
Was ist die Familienkonferenz von Gordon?
Das Gordon-Modell ist ein Kommunikationsmodell, um Konflikte in der Familie demokratisch zu lösen.
Dieses Modell wurde vom US-Psychologen Thomas Gordon im Buch „Familienkonferenz“ (1970) erstmals beschrieben.
Es geht darum, alle Familienmitglieder regelmäßig an einen Tisch zu bringen, um Familienkonflikte gemeinsam zu lösen. Und zwar so zu lösen, dass es keine Verlierer gibt.
Kann man Konflikte in der Familie lösen, dass keiner dabei verliert?
Die Konfliktlösung mit der Familienkonferenz von Gordon funktioniert nicht nur in "herkömmliche" Familien sondern natürlich in Patchworkfamilien.
Wie funktioniert das Gordon-Modell?
Annahme und Nichtannahme
Eltern verhalten sich ihren Kindern gegenüber manchmal annehmend und manchmal nicht annehmend.
Verhalten ist das was dein Kind tut oder sagt wie beispielsweise Spielsachen im Wohnzimmer liegen lassen oder die Wohnung mit dreckigen Straßenschuhen betreten.
Und nicht wie ihr als Eltern das Verhalten bewertet.
Spielsachen im Wohnzimmer liegen lassen ist zuerst einmal nur ein Verhalten. Wenn du dein Kind dann als unordentlich bezeichnest ist das eine Bewertung des Verhaltens.
Jeder Mensch kann andere Dinge und Verhaltensweisen tolerieren. Manchen macht es nichts aus, dass ihre Kinder die Wohnung mit dreckigen Straßenschuhen betreten, dich selbst stört das aber und du möchtest, dass die Kinder vor Betreten der Wohnung die Schuhe ausziehen.
Alle Eltern können einen Teil des Verhaltens ihrer Kinder annehmen und einen Teil nicht annehmen. Das ist völlig normal.
Es kann sein, dass in es in den Bereich der Annahme fällt, wenn dein Kind mit sauberen Straßenschuhen die Wohnung betritt, wenn dein Kind aber mit dreckigen Straßenschuhen in die Wohnung kommt fällt es in den Bereich der Nichtannahme.
Je nach Gemütszustand und Tagesverfassung kann es unterschiedlich sein wie viel du gerade annehmen kannst und wie viel nicht.
Wenn du dich gut fühlst, gesund und glücklich bist kannst du wahrscheinlich mehr annehmen als wenn du eine schlechte Nacht hinter hast oder Streit mit deinem Partner.
Eltern müssen sich nicht immer einig sein!
Es ist nicht erforderlich und auch nicht möglich, dass du und dein(e) Partner(in) immer die gleichen Empfindungen bei einem bestimmten Verhalten eures Kindes haben und genau die gleichen Dinge annehmen und nicht annehmen können.
So kann es sein, dass du dich darüber ärgerst, dass euer 3-jähriges Kind so lange aufbleiben will, weil du einen anstrengenden Tag hattest und gerne in Ruhe ein Buch lesen möchtest. (Nichtannahme) Deinen Partner dagegen stört das gar nicht. Er freut sich darüber, weil er etwas mehr Zeit hat gemeinsam mit euren Kind zu spielen. (Annahme).
Eltern sind ihren Kindern gegenüber sowohl annehmend als auch nichtannehmed!
Wer hat das Problem?
Ein Teil der Familienkonferenz von Gordon ist, zu definieren bei wem das Problem liegt.
Wenn dein Kind seine Hausaufgaben nicht macht, ist es dann tatsächlich dein Problem? Oder ist es das Problem deines Kindes, weil es in der Schule erklären muss warum es die Hausaufgaben nicht gemacht hat?
Wenn dein Kind alle Spielsachen immer Wohnzimmer liegen lässt oder die Wohnung mit dreckigen Straßenschuhen betritt, wessen Problem ist es dann? Wahrscheinlich deins, denn deine Kinder wird es nicht stören.
Wenn dein Kind das Problem hat ist aktives Zuhören dran.
Aktives Zuhören
Aktives Zuhören wird oft auch als empathisches Zuhören beschrieben.
Versuche das Bedürfnis deines Kindes herausfinden in dem was es zu dir sagt. Wenn dein Kind z.B. zu dir kommt und fragt „Wann ist das Essen fertig?“ können hinter dieser Frage verschiedene Bedürfnisse stecken.
Es kann sein, dass dein Kind noch ein Spiel anfangen will und nicht weiß, ob die Zeit reicht. Es kann aber auch sein, dass dein Kind hungrig ist und dir das mitteilen will.
Beim aktiven Zuhören sagst du deinem Kind was du verstanden hast. „Ah, du bist bestimmt hungrig.“ Dein Kind wollte aber noch ein Spiel beginnen und kann dann antworten, dass es wissen wollte wie viel Zeit es noch hat zu spielen.
Aktives Zuhören hilft deinem Kind, festzustellen was es empfindet und dies auszudrücken. Zusätzlich fördert es eine herzliche und liebevolle Verbindung zwischen dir und einem Kind.
Das aktives Zuhören ermuntert dein Kind, zu sprechen, seine Gefühle zu erkennen und auch eigene Lösungen zu finden.
Ich-Botschaften
Ich-Botschaften sind Aussagen bei denen du etwas über dich selbst mitteilst, wie du dich in einer bestimmten Situation fühlst wie beispielsweise „Ich bin zu müde, um dir eine zweite Geschichte vorzulesen“ oder „Ich ärgere mich, wenn ich die Spielsachen im Wohnzimmer rumliegen sehe“.
Niederlagelose Konfliktlösung
Dies bedeutet, dass eine Lösung gemeinsam mit der Familie entwickelt wird, in der alle Gewinner sind, eine sog. „Win-Win-Konfliktlösung“.
Bei dieser Methode wird die ganze Familie mit einbezogen, eine für alle annehmbare Lösung für den Konflikt zu finden.
Jeder kann Lösungen vorschlagen. Ihr könnt alle die Lösungen beurteilen, die Vor- und Nachteile abwägen und euch schließlich für eine für alle annehmbare Lösung entscheiden.
Wenn dein Kind bei der Lösungsfindung mitentscheidet ist es auch motiviert, die Lösung auszuführen!
Es wird nicht immer möglich sein, alle Konflikte „demokratisch“ zu lösen.Wenn du deinen Kindern aber so viel Mitsprache wie möglich einräumst kannst du viel Stress, Konflikte und Strafen vermeiden.
Und ihr werdet ein wesentlich friedlicheres und harmonischeres Miteinander in der Familie haben.
Ein Thema, das sich oft nicht für eine "demokratische" Lösung eignet ist die Sitzordung am Familientisch. Manchmal ergeben sich Konflikte in Familien durch eine - aus systemischer Sicht - ungünstige Sitzordung am Tisch.
Wie löse ich nun einen Konflikt mit der Gordon-Methode der Familienkonferenz?
1. Konflikt identifizieren & definieren
Sprich das Problem konkret an. Beschuldige dein Kind nicht indem du sagst: „Immer kommst du mit dreckigen Straßenschuhen in die Wohnung“ sondern formuliere eine Ich-Botschaft: „Wenn du mit deinen dreckigen Straßenschuhen in die Wohnung kommst, ärgere ich mich, weil ich so oft putzen muss.“
2. Mögliche Lösungen entwickeln
Jedes Familienmitglied darf Lösungen einbringen oder seinen Standpunkt darstellen. Diese werden erst einmal gesammelt.
„Was können wir tun, damit die Wohnung in Zukunft nicht mit dreckigen Straßenschuhen betreten wird?“
Wichtig ist, dass auch deine Kinder bei der Lösungsfindung mit einbezogen werden und nicht nur ihr als Eltern Lösungen vorschlagt.
3. Verschiedene Lösungen kritisch bewerten
Nun kannst du alle Familienmitglieder fragen was sie von den Lösungsvorschlägen halten. Welcher Lösungsvorschlag für sie der Beste ist, welche Lösung annehmbar ist oder vielleicht ungerecht, zu teuer oder zu viel Arbeit ist.
Wichtig ist, dass alle Argumente, die eingebracht werden auch ernst genommen werden.
4. Sich für die beste Lösung entscheiden
Am Schluss bleiben meist ein oder zwei Lösungen übrig. Der Rest wurde aus unterschiedlichen Gründen verworfen.
Frage nun, ob alle Familienmitglieder mit der Lösung einverstanden sind. Dabei geht nicht darum, eine Entscheidung zu treffen, die nie wieder geändert werden kann. Sondern dieser Lösungsvorschlag wird nun für einen bestimmten Zeitraum ausprobiert.
Könnt ihr euch nicht für eine Lösung entscheiden, muss das Problem für den Moment offen bleiben. Auch hier ist es wichtig, keine Vorwürfe zu machen sondern ganz wertfrei festzustellen, dass es gerade nicht möglich, eine Lösung zu finden. Ihr könnt das Problem dann zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff nehmen.
5. Entscheidung ausführen
Nun könnt ihr im Detail besprechen wie die Lösung umgesetzt werden soll. Wer muss was tun? Was braucht ihr, um die getroffene Lösung auch umsetzen zu können?
6. Ergebnis kritisch bewerten
Setzt euch nach einer Woche zusammen und bewertet, ob eure Lösung praktikabel ist. Manchmal stellt sich heraus, dass die Entscheidung nicht sinnvoll war.
Dann könnt ihr die Lösung modifizieren oder nach einer neuen Lösung suchen.
Wie gehe ich mit Problemen bei der Umsetzung des Gordon-Modells um?
Jeder Anfang ist schwer. Üben – Üben – Üben.
Das „Geheimnis“ einer erfolgreichen Umsetzung ist, es einfach zu tun und zu üben. Stress dich nicht, wenn es auch mal nicht klappt und du in Du-Botschaften sprichst oder dein Kind „anraunzt“, weil es mit dreckigen Schuhen die Wohnung betreten hat.
Du wirst, zumindest am Anfang, dein Kind immer wieder an die vereinbarte Lösung erinnern müssen. Motiviere dein Kind, indem du ihm sagst, dass du weißt, dass es schaffen wird, sich an die vereinbarten Regeln zu halten.
Fehler, die Eltern machen können sind, dass sie zu lange reden, zu viel kritisieren, nicht richtig zuhören oder ihren Teil der Lösung nicht umsetzen.
Versuche, diese Fehler zu vermeiden.
Fokussiere dich auf das was gut lief. Setz dich ruhig jeden Abend kurz hin und schreibe auf was gut gelaufen ist. Und lobe dein Kind, wenn es sich an die vereinbarten Regeln gehalten hat.
Gerne könnt ihr als Familie mit einem aktuellen Problem auch zu uns kommen und wir üben dann gemeinsam eine niederlagelose Konfliktlösung nach Gordon.