Ehrlichkeit gilt als einer der Grundsteine und eine der wichtigsten Tugenden in einer Beziehung.
Was bedeutet Ehrlichkeit in einer Beziehung?
Ehrlichkeit bedeutet, dass ich viel von mir preisgebe, dass ich meine Frau oder meinen Mann an meinen geheimen Wünschen und Gedanken teilhaben lasse. Dass ich ihr/ihm erzähle was mir in unserer Partnerschaft wichtig ist, was mich bewegt.
In einem Zwiegespräch z.B. bin ich ehrlich und sage was mich bewegt. Die Grundlage eines Zwiegespräches ist Ehrlichkeit – vor allem mit mir selbst.
Denn Ehrlichkeit schafft Vertrauen. Und dem Partner vertrauen zu können ist für eine funktionierende und glückliche Beziehung wichtig.
Eine Basis des Vertrauens in einer Beziehung zu schaffen gilt für alle Beziehungen, egal ob es eine Beziehung ist, bei der wir zusammen leben, getrennte Haushalte haben oder eine Fernbeziehung führen.
Wie ehrlich sollen die Partner sein?
Ehrlichkeit bedeutet nicht, dass ich meinem Partner die kleinsten Einzelheiten meiner Gedanken, meine intimsten Gefühle oder jede kleine Einzelheit mitteilen muss. Gerade am Beginn einer Beziehung, wenn wir frisch verliebt sind, ist die Gefahr groß, dass wir Dinge sagen, die unsere Freundschaft und Liebe zueinander gefährden können.
Und ich muss ihm nicht alle Details und Einzelheiten aus meinem Vorleben erzählen. Und ich muss auch nicht alle Details aus meinem Leben als Single preisgeben.
Es ist an uns selbst, einzuschätzen was wir erzählen und was nicht. Und selbst wenn wir uns hin und wieder gegen Ehrlichkeit entscheiden, sollten wir das aus Liebe und Wertschätzung zu unserer Partnerin tun, damit wir ihr keinen unnötigen Liebeskummer bereiten.
Ehrlichkeit kann auch verletzen
Deshalb bedeutet Ehrlichkeit nicht, dass ich Dinge zu meiner Partnerin sage, die sie verletzen, wie beispielsweise „Jetzt wo du 10 kg abgenommen hast finde ich doch attraktiver als vorher“.
Wenn uns unser Partner z.B. mitteilt, dass er mit seinem Gewicht unzufrieden ist, ist es sehr verletzend zu sagen: „Ja, mit 10 kg weniger hast du mir besser gefallen.“
Besser wäre hier: „Ich kann gut verstehen, dass du dich unwohl fühlst. Wir können gerne zusammen Sport machen und/oder unsere Ernährung gemeinsam umstellen.“
Eine andere Situation, die meinen Partner verletzen kann, ist wenn ich ihm erzähle, dass das kleine, nette Restaurant mich immer an eine vergangene Liebe erinnert mit der ich oft dort essen war.
Dies behalte ich am besten für mich und zwar aus Liebe und Respekt zu meinem Partner.
Ebenso verhält es sich, wenn ich nach einem Streit über Trennung nachdenke. Auch hier ist keine gute Idee, meinen Partner von diesen Gedanken in Kenntnis zu setzen. Solche Gedanken teile ich am besten erst dann mit, wenn es für mich eine ernsthafte Option ist.
Ehrlichkeit zu mir selbst
Zuerst sollte ich mir die Frage stellen warum ich eigentlich ehrlich sein möchte.
Möchte ich eine Basis für eine gelingende, wertschätzende Beziehung bauen oder möchte ich mein schlechtes Gewissen erleichtern?
Wenn ich aus rein egoistischen Gründen ehrlich zu meiner Partnerin sein möchte, weil mich ein schlechtes Gewissen plagt, ist das keine gute Entscheidung für Ehrlichkeit.
Dass ich meine Mittagspause mit meinen Kollegen in einem Restaurant verbracht habe und dies meinem Partner nicht mitteile wird zu keinem Vertrauensbruch oder einer Verletzung des Partners führen.
Wenn ich aber nicht erzähle, dass ein Kollege dabei war, den ich sehr attraktiv finde und mich das noch einige Zeit beschäftigt und ich dann aus meinem schlechten Gewissen heraus meine Schwärmerei gestehe, obwohl sich überhaupt kein Flirt anbahnt, tue ich damit meinem Partner keinen Gefallen.
Im Gegenteil damit verletze ich ihn nur – und das aus egoistischen Gründen, um mein eigenes schlechtes Gewissen zu erleichtern.
Konfliktvermeidung durch Ehrlichkeit in der Beziehung
Viele Konflikte in Beziehungen entstehen, weil beide Partner nicht offen darüber kommunizieren was in ihrem Inneren vorgeht, wie es ihnen geht und was sie bewegt.
Wenn ich meiner Partnerin ehrlich sage, dass es mich stört, wenn sie in allen Zimmern immer das Licht brennen lässt oder ich meinem Partner sage, dass es mich nervt, wenn er seine Socken nicht in die Wäschetruhe räumt ist das eine Ehrlichkeit, die zur Konfliktvermeidung beiträgt.
Denn wenn wir störende Verhaltensweisen nicht zeitnah ansprechen kann sich der Ärger anstauen und wir explodieren irgendwann.
Dies trifft unser Gegenüber meist ziemlich unerwartet, wenn wir vorher nie ein Wort darüber verloren haben und kann unserer Liebe zueinander einen Riss geben.
Es ist wichtig hinzuschauen und hinzuspüren, ob es in der Situation angebracht ist, ehrlich zu sein oder lieber nicht.
Manchmal ist es so, dass ich meine Partnerin mit meiner Ehrlichkeit verletze, es aber wichtig ist, ehrlich zu sein. Ob es eine störende Verhaltensweise betrifft oder etwas anderes ist, es geht darum dem Partner dies nicht knallhart vor die Füße zu klatschen. Hier ist immer Feingefühl geboten und ein achtsamer und wertschätzende Umgang miteinander.
Wenn ihr mehr Informationen zur wertschätzenden Kommunikation in der Partnerschaft erhalten möchtet und ihr vor allem auch mit professioneller Hilfe üben wollt, ist unser Kurs „Kommunikation für Paare – RedeZeit“ genau richtig.